Den Begriff der Niedrigzinsphase dürfte allen mittlerweile bekannt sein. Doch, weißt du auch wie es zu dieser Niedrigzinspolitik kam?
Nun ja, begonnen hat es mit dem Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise 2007/2008. Viele nennen dies eben Finanzkrise oder Bankenkrise. Im Ursprung war dies allerdings eine Liquidationskrise.
Der Grund?
Auf Grund der Internetblase zur Jahrhundertwende und 09/11 senkte die US-Amerikanische Zentralbank (kurz: FED) den Zins und druckte viel Geld, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln.
Viele Immobilienbesitzer in den USA haben ihre Immobilien mit einem variablen Zinssatz abgeschlossen. „Immobilien ist das sicherste Geschäft“ – getreu diesem Motto handelten viele Privatpersonen, aber auch die Banken. Die Hypothekenpapiere einer Privatperson wurden mit vielen weiteren zu einem Papier gebündelt, mit anderen besseren Wertpapieren vermischt und weltweit, als sogenanntes Derivat, gehandelt.
(Ein Derivat ist ein Finanzinstrument. Finanzderivate haben keinen realen Eigenwert. Sie sind abhängig von der Kursentwicklung ihrer Basiswerte. Basiswerte sind z.B. Aktien, Anleihen oder Rohstoffpreise, aber auch Devisenkurse, Zinssätze oder Börsenindizes.)
Ein weiteres Problem, und auch mit als Hauptursache angesehen, war, dass die Banken die Hypotheken für die Immobilien ohne jegliche Sicherheiten der Kreditnehmer auszahlte. Mit anderen Worten: Jeder konnte sich, unabhängig des Vermögens oder der eigenen Ersparnisse eine Hypothek für eine Immobilie nehmen. Das konnte ja nur schief gehen!
Im Laufe der Zeit erhöhte die FED wieder die Zinsen. Dies führte dazu, dass viele private Haushalte ihre Darlehen nicht mehr tragen konnten. Viele verkauften noch rechtzeitig die Immobilie, um mit dem Erlös den Kredit abzulösen. Das Problem war nur, dass natürlich unzählig viele ihre Häuser veräußern mussten. Umso mehr Leute ihre Immobilien wieder auf den Markt bringen, desto stärker fielen die Immobilienpreise. Viele wurden obdachlos und verloren all ihre Ersparnisse und ihre Altersvorsorge.
Die Blase platzte endgültig mit der Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers am 15. September 2007, die in der Masse der geplatzten Darlehen selber nicht mehr eine ausreichende Liquidation vorweisen konnte. Damals einer der größten Banken der Welt.
Der Stein kam ins Rollen und viele Banken auf der ganzen Welt mussten Konkurs anmelden, da viele natürlich miteinander vernetzt sind. In Deutschland sind viele Banken pleite gegangen. Die Commerzbank musste vom Staat gerettet werden und seitdem besitzt die Bundesregierung rund 25% Anteile an der Commerzbank.
In Deutschland kosteten die Rettungen der Banken rund 60 Milliarden Euro. Nimmt man dazu den Einbruch der Konjunktur und der Rezession, so geht man von rund 187 Milliarden Euro an Kosten und entgangenen Einnahmen allein für den deutschen Staat aus.
Die Verschuldungen der Staaten nahmen zu. Doch damit nicht genug. Fast zeitgleich begann die Eurokrise mit der Staatenpleite Griechenlands. Weitere Staaten, wie Portugal, Spanien und Italien bedrohte ebenfalls die Pleite. Der Europäische Rettungsschrim wurde gegründet, um die Staaten zu unterstützen. Weitere Milliarden Euro Kosten.
Der Europäischen Zentralbank blieb gar nichts anderes übrig, als Unmengen an Geld zu drucken und die Zinsen zu senken, so dass die Schulden getilgt werden können und die Konjunktur angekurbelt wird.
Die niedrigen Zinsen sind mit der Hauptgrund, warum Deutschland aktuell die berühmte schwarze Null schreibt.
Das Problem heute ist dies, dass die Staaten und viele Unternehmen auf die niedrigen Zinsen angewiesen sind, um nicht erneut in absolute Schieflage zu rutschen. Würde die EZB die Zinsen wieder anheben, so würde das unvorhersehbare Folgen nach sich ziehen.
Zudem ist es nun nahezu unmöglich einer möglichen Rezession mit den Instrumenten der EZB entgegenzuwirken, da die Ressourcen ausgeschöpft sind. Dies birgt die Gefahr, dass die nächste Rezession, wann auch immer diese kommen mag, deutlich stärker ausfallen kann, als zum Beispiel die Wirtschaftskrise 2008.
Dazu kommt, dass die Coronakrise unfassbar viele Milliarden entgangene Einnahmen und zugleich Neuverschuldungen bedeutete. Die USA, die ein 2 Billionen Dollar Konjunkturprogramm verabschiedet hat. Deutschland mit insgesamt knapp 600 Milliarden Euro. Der relative Verschuldungsgrad im Verhältnis zum BIP Deutschlands ist von rund 59,8% auf über 75% wieder angestiegen.
Die Prognosen?
Die nächsten 10 Jahre bzw. eher die nächsten 20 Jahre wird es keine nennenswerte Zinsanhebung geben. So war es schon vor Corona klar. Nur hat Corona die Lage nochmals verschlimmert.
Der Begriff Niedrigzinsphase ist dementsprechend falsch. Es ist ein Dauerzustand!!
Eine schlechte Nachricht für die Sparer. Doch eine gute Nachricht für alle Investoren, die ihr Geld in Immobilien und Aktien etc. anlegen.
Eine erneute Blase im Bereich der Immobilien?
Nein, denn weder haben wir einen ähnlichen Verschuldungsgrad der privaten Haushalte, wie im Jahre 2007, noch werden die Zinsen angepasst.
Eigenheimbesitzer sind im Falle einer Immobilienblase betroffen. Den Kapitalanlegern ist es irrelevant, da weiterhin die Mieten überwiesen werden und dann günstige Kaufpreise am Markt herrschen, um zu investieren.
Übrigens:
Sollte es zu einem Währungsschnitt kommen, weil die Schulden nicht mehr tragbar sind, sind die Gewinner die Investoren, die Sachwerte, wie Aktien & Immobilien besitzen. Verlierer sind die Besitzer von Geldwerten, wie Bausparverträgen, Tagesgeldkonten, etc.
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